Fußball-Profi Joshua Mees zu Gast im PWG-Video-Chat: „Schule ist sehr wichtig!“
Er hat schon unter Julian Nagelsmann und Christian Streich trainiert, war deutscher A-Jugend-Meister 2014, stieg mit Union Berlin in die Fußball-Bundesliga auf und bezwang im Januar mit seinem aktuellen Verein Holstein Kiel im DFB-Pokal sensationell den FC Bayern München: Joshua Mees. Der 24-jährige gebürtige Lebacher war nun der erste Gast in einer neuen Veranstaltungsreihe des Peter-Wust-Gymnasiums Merzig. Unter dem Motto „PWG Sport trifft…“ haben die Sport-Talente des PWG Gelegenheit, mit prominenten Sportlerinnen und Sportlern direkt ins Gespräch zu kommen.
An der von PWG-Sportlehrer Pascal Bach moderierten ersten Videokonferenz der Reihe nahmen rund 30 PWG-Sportlerinnen und –Sportler sowie die Sportlehrkräfte der Schule teil. Zugeschaltet war auch Schulleiter Andreas Brust, der die Veranstaltung eröffnete und den prominenten Gast und die Zuschauerinnen und Zuschauer begrüßte.
„Die Corona-Zeit ist gerade für unsere Sportlerinnen und Sportler schwierig. Das Training im Verein und in der Schule fehlt genauso wie die regelmäßigen Wettkämpfe. Und deshalb hat die Schulleitung mit der PWG-Fachschaft Sport überlegt, was wir unseren interessierten Talenten in der aktuellen Situation anbieten können. So entstand die Idee, bekannte Sportlerinnen und Sportler zum Videogespräch einzuladen“, erklärt der Schulleiter.
Und der erste Gast der Veranstaltungsreihe beindruckte: Sehr offen, sehr sympathisch und sehr ausführlich gab Joshua Mees Auskunft über seinen Werdegang als Profi-Sportler, über Höhenflüge und verletzungsgeprägte Tiefen seiner Profi-Karriere, über seine Ziele als Sportler und seine saarländischen Wurzeln. Zu keiner der vielen Fragen der Nachwuchssportlerinnen und –sportler blieb der Stürmer des derzeit Zweitplatzierten der zweiten Fußball-Bundesliga, Holstein Kiel, eine Antwort schuldig.
Von Saarbrücken nach Hoffenheim
Den Kontakt zu Joshua Mees hergestellt hatte PWG-Sportlehrer Pascal Bach. Zusammen mit Patrizio Cuciuffo ist Fußball-Lizenztrainer Bach am Merziger Gymnasium zuständig für das Förderprogramm Fußball. Es war Pascal Bach, der Joshua Mees als U13-Trainer des 1. FC Saarbrücken zum Kapitän des Teams machte und neben dem herausragenden Talent des Lebachers seine besondere Persönlichkeit förderte: „Joshua war sportlich und charakterlich überragend“, blickt Bach auf die gemeinsame Zeit mit Mees in der Jugendabteilung des saarländischen Traditionsvereins zurück. „Er wusste, was er wollte, war zielstrebig, ehrgeizig, aber immer ein absoluter Teamplayer“, erinnert sich Pascal Bach.
Talent in Blau-Schwarz: Joshua Mees in der U13 des 1. FC Saarbrücken neben seinem Trainer Pascal Bach (Foto: P. Bach/ privat)
Von Saarbrücken aus kam Joshua Mees als 15-Jähriger 2012 in das Nachwuchsleistungszentrum der TSG Hoffenheim. Dort war man mit sehr erfolgreicher Jugendarbeit in vielerlei Hinsicht der Zeit weit voraus. Dennoch: „Das war nicht immer leicht am Anfang“, antwortet Mees auf eine Nachfrage aus dem Chat zu dieser ersten Zeit fern der Heimat. „Über lange Zeit von zu Hause weg zu sein, die eigene Familie seltener zu sehen, war zuerst schon schwierig“.
Die ersten Schwierigkeiten konnte das Offensiv-Talent aber rasch überwinden. In der Saison 2012/ 13 feierte Mees mit den U-19-Junioren der TSG Hoffenheim schließlich als Torschützenkönig die deutsche Meisterschaft. Deutscher Meister zu werden, das hatte der sehr junge und ehrgeizige Trainer des Junioren-Teams, der erst 26-jährige Julian Nagelsmann, vor der Saison tatsächlich seinen Spielern als Ziel ausgegeben.
Ein Jahr später stand Joshua Mees erneut im Finale der U19-Meisterschaft und musste sich dieses Mal aber dem Nachwuchs des FC Schalke 04 geschlagen geben, in deren Reihen Spieler standen, die mittlerweile Weltstars des Sports sind: Leroy Sané (Bayern München) und Thilo Kehrer (Paris St. Germain).
Ausleihe und Aufstieg in die Fußball-Bundesliga
Die Fußball-Fans im PWG-Video-Chat hat Mees bei der Schilderung seines Werdegangs längst in seinen Bann gezogen. Angenehm freundlich und ohne jegliche Allüren erzählt Mees anschließend weiter von den Rückschlägen, die dann zunächst folgten. Bei seiner nächsten Station, dem SC Freiburg, blieb er aufgrund von Verletzungen ohne Profi-Einsatz. Er kehrt dann nach Hoffenheim zurück, es folgt eine Ausleihe an den Zweitligisten Jahn Regensburg. „Was zunächst wie ein Rückschritt aussah, war genau das Richtige für mich, zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Mees. Der Stürmer bekommt nun seine Einsatzzeiten, Regensburg erlebt einen Höhenflug und kratzt zwischenzeitlich sogar an den Aufstiegsrängen. „Eine ‚Ausleihe‘ kann viel Positives haben. Die Vereinswechsel haben mir nichts ausgemacht, denn als Fußballer unter Fußballern ist man überall schnell integriert.“
„Der Aufstieg in die erste Liga mit Union Berlin 2019 nach zwei Relegationsspielen gegen den VFB Stuttgart war der Wahnsinn“, erinnert sich Mees an das bisherige Highlight seiner Karriere. „Union ist ein besonderer Verein, mit besonderen Fans – beim Aufstieg hatten wir das Gefühl, die ganze Stadt dreht durch. Es war klasse.“ Weil sich abzeichnete, dass der Erstligist Union Berlin auf seiner Offensiv-Position mit vielen starken Spielern besetzt sein würde, suchte Mees mit seinem Berater eine neue Herausforderung. Und es wurde der ambitionierte Zweitligist Holstein Kiel. „Wir haben eine tolle Truppe und einen hervorragenden Trainer und ich bekomme die Spielzeit, die ich brauche, um mich weiterzuentwickeln“, betont Joshua Mees auf die Frage aus dem Chat, wie er seine aktuelle Situation erlebe.
Vielseitiger Störche-Stürmer: Joshua Mees am Ball für Holstein Kiel (Foto: c Holstein Kiel)
Pokal-Sensation gegen Bayern
Mit Holstein Kiel schrieb Mees dann kürzlich Pokal-Geschichte. Gegen den Weltpokalsieger, den Rekordmeister und amtierenden Champions League-Sieger Bayern München stand Joshua Mees am 13. Januar beim denkwürdigen 6:5-Erfolg nach Elfmeterschießen von Beginn an auf dem Platz. Es war eine echte Sport-Sensation, von der die Sportpresse weltweit Notiz nahm. Welche Erinnerungen er an dieses Spiel habe und wie es gewesen sei, plötzlich neben Weltstars auf dem Platz zu stehen, wird Mees im PWG-Chat gefragt. „Als Joshua Kimmich plötzlich seine Mitspieler anbrüllte und lautstark Korrekturen von ihnen verlangte, wussten wir, dass wir ganz viel richtig machten. Das bekommt man schon mit und es motiviert“, resümiert Mees. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn Du auf dem Platz plötzlich neben einem Weltmeister Thomas Müller stehst. Aber dann konzentrierst Du Dich auf das Spiel und vergisst die Prominenz der gegnerischen Spieler. Wir haben an dem Abend ein überragendes Spiel gemacht.“
Mit zwei weiteren Siegen (gegen den Zweitligisten Darmstadt 98 und den Regionalligisten Rot-Weiß Essen) haben die „Störche“ aus Kiel im DFB-Pokal weiter für Furore gesorgt und sich ein weiteres Highlight inklusive eines neuerlichen Treffens mit der Fußball-Prominenz gesichert. Anfang Mai spielen Mees und Holstein Kiel gegen Borussia Dortmund mit Hummels, Reus, Sancho und Co. im DFB-Pokal-Halbfinale.
Neue Ziele auf der Basis einer soliden (Schul-)Ausbildung
Nach seinen weiteren persönlichen Zielen gefragt, gibt Joshua Mees eine eindeutige Antwort: „Ich möchte Bundesliga spielen.“ Mehrfach betont Mees aber auch, dass er Ambitionen abseits des Profi-Sports hat. Er werde wieder mit dem Studieren anfangen, „etwas mit Sport, vielleicht mit Bezug zum Thema Ernährung.“ Auf jeden Fall wolle er sich eine gute Grundlage für das Leben nach der Profi-Karriere schaffen.
Die Bedeutung einer guten Schulbildung betont Joshua Mees mehrmals während der Videokonferenz. „Ich habe die Dinge mit 15 auch anders gesehen. Jetzt aber bin ich sehr froh, dass ich eine gute schulische Ausbildung bekam und das Abitur gemacht habe.“ Darauf habe man in Hoffenheim großen Wert gelegt. Deshalb auch sein Hinweis an die Nachwuchssportlerinnen und –sportler vom PWG: „Schule ist ganz wichtig. Von den Nachwuchstalenten eines Fußballjahrgangs schaffen es gerade einmal 1%, Profi in der Fußball-Bundesliga zu werden.“
Fragen und Antworten
Natürlich interessieren sich die PWG-Talente, von denen sicher auch einige von einer Karriere im Profi-Sport träumen, für das Erfolgsrezept des Stürmers. „Es gehört viel Disziplin dazu. Außerdem habe ich mich, gerade wegen der viele Muskelverletzungen, die ich zwischenzeitlich hatte, viel mit Ernährung beschäftigt.“ Eine bewusste Ernährung findet der 24-Jährige wichtig. Einen Sache hebt er aber deutlich hervor: „Es muss immer Spaß machen. Ehrgeiz, Motivation und Trainingsfleiß sind für den Erfolg sehr wichtig. Immer aber müssen Training und Spiele Spaß machen. Das darf nie verloren gehen.“
Ein großartiger Gesprächspartner: Joshua Mees im PWG-Videochat (Screenshot PWG/ Schule)
Wie er als Profi-Fußballer die Pandemie erlebe und wie in seinem Verein getestet werde. Diese Frage interessiert Schulleiter Andreas Brust auch deswegen, weil er an seiner Schule für die Organisation der regelmäßigen Corona-Schnelltests zu sorgen hat. „Wir werden zweimal pro Woche getestet. Ein Schnelltest wird dabei jeweils mit einem PCR-Test gekoppelt. Das ist mittlerweile Alltag für uns und man nimmt das kaum noch wahr“, erläutert der Profi.
Dass die Tests in Kiel funktionieren, zeigen die aktuellen Entwicklungen: Das für den 12.03. angesetzte Zweitliga-Spiel von Holstein Keil in Heidenheim musste kurzfristig wegen vier positiver Corona-Tests im Kieler Team abgesagt werden.
Geduldig beantwortet Joshua Mees bis zum Ende der fast 90-minütigen Veranstaltung die Antworten der Zugeschalteten. Lieblingsverein? „Früher Bayern München, dann der FC Barcelona mit Xavi, Iniesta und Messi.“ Lieblingsspieler? „Der brasilianische Ronaldo war das erste Idol, der Portugiese Christiano Ronaldo wegen der Einstellung und des unbedingten Willens. Vom Fußballerischen her gefällt mir aber eindeutig Lionel Messi am besten.“
Die Verabschiedungen der ersten Schülerinnen und Schüler aus dem Chat („Sorry. Es war wirklich sehr interessant, muss aber zum Gitarrenunterricht.“) läuten schließlich das Ende der kurzweiligen und hochinteressanten Veranstaltung ein.
Ein starker Auftritt
Am Ende zeigen die vielen guten Wünsche, die zahlreichen Dankeschöns im Chat bei der Verabschiedung, dass Joshua Mees der Auftaktveranstaltung der Reihe „PWG-Sport trifft…“ zu einem echten Erfolg verholfen hat. Die Videokonferenz mit dem saarländischen Profi-Fußballer war ganz offensichtlich das erhoffte Highlight für die anwesenden Sportlerinnen und Sportler im gegenwärtig eher recht tristen Corona-Alltag. Auch Schulleiter Andreas Brust ist sichtlich angetan von Mees und der Veranstaltung: „Als etwas älterer Fußballinteressierter drücke ich üblicherweise den Traditionsvereinen im Aufstiegsrennen zur Fußball-Bundesliga die Daumen. Ab sofort fiebere ich mit Joshua Mees und Holstein Kiel!“
Nach dem gelungenen Auftakt der Veranstaltungsreihe wird am Mittwoch, den 17. März 2021 der ehemalige Weltklasse-Kreisläufer und Handball-Weltmeister Christian Schwarzer der nächste prominente Gast bei den PWG-Sportlerinnen und –sportlern sein. Die Vorfreude ist nach der ersten Runde groß.